Gelassen und ohne Panik stehen Hans Palm und Hans Gerd Josten aus Kempen nahe einem riesigen Wespennest und schauen dem emsigen Treiben der Gewöhnlichen - oder Gemeinen Wespe zu.
Anfangs unbemerkt, hat sich das Nest an der Garagendecke entwickeln können. Mitte Juli fiel Herrn Josten ein vermehrter Flugbetrieb über seiner Garage auf. Er staunte nicht schlecht, als er das Nest an der Garagendecke entdeckte. Das Nest weist einen Durchmesser von 60 cm auf und ist nach unten spitz zulaufend geformt.
Als Nahrung benötigen die Wespenlarven eiweißreiches Futter, was sie sich in Form von Fliegen, Mücken und Raupen beschaffen. Auch überreifes Obst verschmähen sie nicht. Es sind viele Arbeiterinnen unterwegs , die eine Körperlänge von 12 - 16 mm erreichen. Die Königin wird 17 - 20 mm und die Männchen 13 - 17 mm groß. Wie bei allen Staaten bildenden Wespenarten haben die Drohnen (Männchen) keinen Stachel.
Herr Josten holte sich erstmal Rat beim Ordnungsamt der Stadt Kempen um zu erfahren, an wen er sich wegen des Wespennestes wenden könne.
Dort vermittelte Herr Mohn ihm die Adresse von Hans Palm, vom NABU Kempen. Herr Palm erklärte sich sofort bereit, sich dieses Nest anzuschauen um sich ein Bild vom Standort und der Umgebung zu machen. Nach erfolgter Artenbestimmung (Anker als Kopfzeichnung) war klar, es handelt sich hier um die weit verbreitete „Gemeine Wespe“. Herr Palm der sich im Naturschutz und speziell mit Wespen gut auskennt informierte Herrn Josten über die Nützlichkeit, die diese Tiere in unserem Naturkreislauf erfüllen.
Dieses fantastische Bauwerk zu zerstören oder dem Schädlingsbekämpfer zu überlassen widerstrebte nun auch Herrn Josten. Zum Glück wird die Garage nur als Unterstellplatz für Gartengeräte benutzt und ein Öffnen und Schließen des Tores ist somit seltener, als wenn ein Auto darin geparkt wäre.
Wespen sind hoch entwickelte Insekten und leben in sozialer Gemeinschaft.
Die Tiere leben zusammen und teilen sich die Arbeit. Man spricht in der Biologie nicht von einem Volk, sondern einem Staat, das von einer Königin regiert wird.
Stirbt die Königin, oder kommt sie abhanden, stirbt der ganze Staat nach kurzer Zeit.
Da manchmal die Interessen der Menschen mit denen der Wespen kollidieren, ist in so einem Fall eine Umsiedlung nicht zu vermeiden. Leider ist eine so aufwendige Aktion, immer mit großen Verlusten von Arbeiterinnen verknüpft.
Eine Umsiedlung ist mit sehr viel höherem Aufwand verbunden, als eine Abtötung durch den Insektenvernichter. Mit der richtigen Verhaltensweise und dem nötigen Respekt vor der Natur, kann in den meisten Fällen, das Wespennest an Ort und Stelle bleiben. Im Herbst stirbt das ganze Volk ab und besiedelt das alte Nest im nächsten Jahr nicht wieder. Nur die Jungköniginnen überleben den Winter in einem Versteck, um im nächsten Jahr ein neues Nest an anderer Stelle zu gründen.