Die Trockenmauer - Heimat für Eidechse & Co
von Manuel Püttmanns:
Reptilien sind in unseren Breiten nicht leicht zu finden. Egal ob Zaun- Mauer oder Waldeidechse – man braucht schon ein bisschen mehr Glück, um ein solches Tier hier zu sehen, einmal ganz abgesehen von Schlangen wie Ringelnattern, die eine noch größere Seltenheit sind.
Der Mangel an „Kriechtieren“ ist wie so oft hauptsächlich durch den Menschen verursacht: Vor allem der Verlust von geeigneten Lebensräumen durch Häuserbau, Intensivierung der Landwirtschaft oder einfach durch die übertriebene Ordentlichkeit der Menschen in ihren Gärten wird den Reptilien zum Verhängnis. Dabei könnten schon kleinere Maßnahmen einen Teil zum Schutz dieser interessanten Tiere beitragen.
So kann man Eidechsen z.B. wichtige Sonnen- und Versteckmöglichkeiten bieten, in dem man Gestrüpphaufen, Baumstämme oder faulende Wurzelteller einfach im Garten liegen lässt. Hier können die Tiere auch durch abwechslungsreiche Strukturen wie teilweise gemähte Rasenabschnitte, einer Blumenwiese, einem Holzstapel, Kompost- oder einem Steinhaufen wirkungsvoll unterstützt werden. Der ideale Bestandteil eines Gartens für den Reptilienschutz ist eine Trockenmauer. Die ohne Mörtel versetzt aufgeschichteten Natursteine bieten mit ihren vielen Schlitzen und Ritzen zahllose Verstecke.
Da Reptilien wechselwarm sind, müssen Trockenmauern an sehr sonnigen (und ruhigen) Standorten stehen, damit die Steine zur Aufwärmung genutzt werden können (hierfür dürfen auch Dachziegel mit eingebaut werden, da sie wie Steine ebenfalls Wärme über einen längeren Zeitraum speichern). Um einen festen Untergrund zu schaffen, sollte die Mauer auf einer mind. 20 cm tiefen Kiesschicht stehen, sodass Wasser leicht absickern kann. Sand in unmittelbarer Nähe oder zwischen den Steinen gibt Eidechsen die Möglichkeit, ihre Eier abzulegen und der Einbau von Totholz erhöht die Strukturvielfalt innerhalb der Mauer selbst. Eine Bepflanzung ist zwar nicht notwendig, denn Moose und andere Wärme liebende Pflanzen werden sich mit der Zeit von ganz alleine ansiedeln, doch auch nicht schädlich.
Eine derartige Errichtung im eigenen Garten hilft aber nicht nur den Reptilien. Sie ist für zahlreiche Insekten wie Mauerbienen (denen z.B. durch eingebaute Bambusröhrchen die Suche nach einem Unterschlupf erleichtert werden kann), Spinnentieren und Amphibien ein sicheres Zuhause und bietet sogar dem ein oder anderen Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter unter den Vögeln einen möglichen Niststandort, sodass sich vielleicht Rotkehlchen, Blaumeise oder Hausrotschwanz bei der Aufzucht ihrer Jungen beobachten lassen.
Trockenmauern sind also eine wertvoller Beitrag für die Artenvielfalt im Garten und sind zudem auch meist eine optische Bereicherung.
Ihr Nabu-Team Willich