Waldkauz in Not
Aus der Tierärzlichen Klinik vom Bökelberg in Mönchengladbach bekam ich vor 4 Wochen diesen Waldkauz, der dort im Notdienst angenommen wurde. Ich bemerkte sofort, dass der Vogel nicht richtig stehen und nur ganz wackelig sitzen konnte. Da er sich in einem guten Ernährungszustand befand, konnte man hier auf ein akutes Trauma schließen. Des weiteren stellte ich fest, dass das Tier nicht fähig war, Kot abzusetzen, welches auf ein massives Nerventrauma rückschließen ließ. Ein Nervenschaden im Beckenbereich ist immer ein absoluter Notfall. Dies zeigte sich mit einer lebensbedrohlichen Darmlähmung, der nur mit intensiver medizinischer Behandlung beherrschbar sein kann. Nach ca. 5 Tagen ging es langsam aufwärts und ein paar Tage weiter ging es ihm schon wieder so gut, dass er nachts sehr unruhig wurde . Er kam nun in eine spezielle Auswilderungsvoliere. Hier muss man das Tier noch einige Zeit genau beobachten, wann er wieder wildbahnfähig wird und frei gelassen werden kann.
Oft stelle ich mir die Frage:
Soll man in die Natur eingreifen oder die Tiere der Natur überlassen. Ich bin der Überzeugung, das man diesen Tieren aus ethischer und gesetzlicher Verpflichtung helfen muss. Hilflose Tiere sich selbst überlassen, ist einfach unmenschlich. Das Bewusstsein für den Schutz der Arten und die Achtung vor der Kreatur habe ich in den Mittelpunkt meiner Motivation gestellt. Verletzten Greifvögeln zu helfen liegt mir besonders am Herzen.
Nach einer Diagnose von einem Tierarzt muss entschieden werden, ob in diesem Fall der Waldkauz, eine Überlebenschance hat, oder es besser ist ihn einzuschläfern.
Greifvögel fliegen oft gegen Fensterscheiben, werden von einem Auto erfasst oder verletzen sich bei der Jagd. Hierbei kommt es häufig zu Flügelbrüchen die geröntgt werden müssen, um dann Behandlungsmöglichkeiten festzulegen. Dieser Waldkauz hatte Glück und wir konnten ihm helfen.
Die Sonne verschwindet langsam am Horizont und die Dämmerung setzt ein. Ideale Voraussetzungen um einen Waldkauz in die Freiheit zu entlassen.
Wir haben uns eine schöne Lichtung ausgesucht. Der spannende Moment ist gekommen und nach dem ich ihn aus meinen Händen starten ließ, flog er ca. 50 Meter in einem Stück von uns weg und setzte sich in die Bäume die ihm Deckung boten.
Die Freiheit hat ihn wieder, die er ohne menschliche Hilfe wohl kaum erlangt hätte.
Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich einen verletzten Vogel finde:
Jeder Vogel der flugunfähig ist, braucht Hilfe. Sie können ihm helfen, indem Sie den Vogel zu einem Tierarzt bringen. Dieser entscheidet ob ihm zu helfen ist, oder er den Vogel von seinem Leiden erlöst.
Wie transportiere ich einen Vogel:
Es ist nicht ganz einfach einen in Not geratenen Vogel einzufangen, aber bewahren Sie Ruhe und versuchen den Vogel in eine Ecke oder an eine Wand zu treiben wo er nicht mehr weg kann. Hilfreich ist eine zweite Person, die mit helfen kann, da ein flugunfähiger Vogel meist noch recht flink zu Fuß sein kann. Nehmen sie zum Einfangen eine Handtuch oder eine Jacke. Ein entsprechend großer Karton ist das ideale Transportgefäß um ihn zum Tierarzt zu bringen.
Sylvia Urbaniak
Foto : Jürgen Knappe
Foto: Harald H. Spranger