Ein schönes Plätzchen hatten sich diese Wespen ausgesucht, doch leider nicht so optimal für Karl-Heinz Sabrowski aus Anrath auf der Pastor-Schoenenbergstrasse.
Das Nest hing hier über dem Garagentor. Erschütterungen blieben nicht aus und so fühlten sich die Wespen bedroht. Frau Sabrowski musste dran glauben und wurde unliebsam von einer Wespe gestochen.
Ein altes Restnest aus vergangenen Jahren hing direkt neben dem neu gebauten, was auf einen guten Nistplatz hindeutete.
Das Nest hat einen Durchmesser von 20 cm und beherbergte ca. 150 Arbeiterinnen der Wespengattung „Gewöhnliche Wespe“
Da dieses Nest gut zugänglich war, konnte man hier eine Umsiedlung vornehmen.
Mit einer speziellen Absaugvorrichtung die eigentlich für die unter Naturschutz stehenden Hornissen gedacht ist, wurden die Wespen in eine Umsiedlungsbox befördert.
Das schlechte Wetter und der frühe Morgen ließ die Wespen fast alle im Nest verharren, so das nahezu alle Arbeiterinnen abgesaugt werden konnten.
Die Königin ließ sich nicht blicken und blieb im inneren des Nestes.
Bei Hornissen verhält es sich ähnlich. Die Königin bleibt auf den Waben und verlässt das Nest nur im äußersten Notfall. Ohne die Königin ist so ein Nest verloren, die Arbeiterinnen haben keine Aufgabe mehr und sterben nach und nach ab. Sollte die Königin das Nest aus Panik doch verlassen und abfliegen, muss man oft lange warten bis sie zurückkehrt.
In diesem Fall ging alles glatt und das Nest konnte mit einem Messer von der Garagendecke abgeschnitten werden.
Die fast Fußball große Kugel wurde nun mit einer Heißklebepistole an die Decke des neuen Nistplatzes geklebt. Zwei dünne Leisten hielten das Nest, damit es beim Transport im Auto nicht herunterfallen konnte.
Der Nistkasten wurde nun wieder gedreht und das Nest hing in normaler Position.
Die Absaugbox wurde an den Nistkasten gekoppelt und der Durchgang zum Nest, mittels eines Schiebers aufgezogen.
Der Nistkasten ist an einer Seite mit einer Plastikscheibe versehen, so das die Wespen durch das einfallende Licht aus der Umsiedlungsbox gelockt wurden.
Ganz langsam erholten sich die Tiere vom Umsiedlungsstress und krabbelten in den neuen Nistraum. 10 % dieser Wespen haben die Umsiedlung leider nicht überstanden.
Alles in allem kann man jedoch von einer geglückten Umsiedlung sprechen.
Ein verbleiben des Nestes am ursprünglichen Ort ist natürlich das optimalste.
Manchmal kann man mit Umlenkung der Anflugbahn zum Nest, Gefahrenbereiche entschärfen, oder durch Absperrungen für den Zeitraum der Brut vor dem Nest warnen. Die meisten Nester werden erst gegen Ende der Saison, im September oder Oktober entdeckt.
Den Menschen ist zu wenig über die Funktion der Wespen im Naturkreislauf bekannt. Die Wissenschaft beschäftigt sich meist mit Fragen der Brutbiologie und wenig mit der Rolle dieser Insekten im Naturhaushalt. Aus diesem Grund werden die Vorurteile über Wespen hartnäckig verbreitet, sie seien angriffslustig und gefährlich.
Der Mensch sollte aufhören den Richter in der Natur zu spielen und die Tiere in nützliche oder schädliche Arten einzuteilen. Richtige Verhaltensweisen, ohne die Probleme ausklammern zu wollen, sollten dazu beitragen, die Wespen nicht mit Nervengiften wie Pyrenoide Piperonylbutoxid oder ähnlichem zu bekämpfen.
Diese Gifte können in erster Linie dem Menschen selbst schaden. In wissentschaftlichen Untersuchungen über verschiedene Giftstoffe steht oft der Abschlusssatz: Ob es krebserregend wirkt, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden.
Ihr NABU-Team Willich
Harry Abraham
Das Wespennest hängt nun bei mir zu Hause in einer Höhe von 2 Metern an der Garagenwand. Langsam krabbeln die Wespen von der Umsiedlungsbox in den Nestkasten.
Durch die Plexiglasscheibe kann ich diesen Vorgang sehr gut beobachten. Die Wespen sind noch etwas nervös, aber krabbeln auf der Nesthülle umher.
Der ganze Vorgang dauert ca. 4 Stunden. Gegen 15:00 Uhr schneide ich mit einem Teppichmesser, den mit Papier verklebten 15 mm großen Ausgang auf.
Sofort kommen einige Arbeiterinnen heraus, um den neuen Standort zu erkunden.
Als Starthilfe bekommen sie erstmal eine Scheibe Schinkenwurst und einen Teelöffel Erdbeermarmelade. Mit der Erdbeermarmelade freunden sie sich sehr schnell an. Aber auch aus der Schinkenwurst werden Stückchen heraus gebissen und ins Nest transportiert
Dienstag den 31.7.2007
Der Arbeitstag der Wespen beginnt früher als meiner und so sind sie sehr fleißig, als ich das Nest inspiziere. Ein reger Flugverkehr herrscht auf der Einflugschneise und mein Kopf wird schon mal neugierig umflogen um zu schauen ob Freund oder Feind. Die Erdbeermarmelade und das Stück Schinkenwurst sind komplett verspeist. Füttern werde ich sie nun nicht mehr, denn sie sollen sich ihre Nahrung und den Eiweißbedarf für die Larven , in Form von Kleininsekten, aus der Natur hohlen.
Mir fällt auf das die Wespen ihren Müll selbst entsorgen und ihren Nestraum sauber halten. Die Logistik hat sich eingespielt und jede Arbeiterin weiß was sie zu tun hat. Die Baumeister zerkauen morsches Holz und bauen die Hülle um das Nest weiter aus.
Die Lebensmittelbeschaffung klappt auch, denn die Wespen halten mit ihren Beinen unter dem Bauch schwere Last und fliegen den Eingang an.