Da staunte der Mitarbeiter Tobias K. der Firma Crane Flow in Düsseldorf nicht schlecht, als sich beim Auspacken eines Paketes aus Bulgarien zwischen den gelieferten Rohrstücken etwas bewegte. Zwei blinde Passagiere hüpften putzmunter aus den Rohrstücken auf den Boden.
Schnell waren sie eingefangen und in einen sauberen Karton gesetzt. Schon kamen Kollegen hinzu und gaben Ratschläge: „Die brauchen Wasser…. und Grünzeug, um sich zu verstecken…“ Also raus in die Grünanlage vor dem Werk, ein paar Zweige abgerissen und schnell eine flache Schale mit Wasser besorgt und hinein in den Karton. So, die beiden Kreaturen waren erst einmal notdürftig versorgt, sie konnten sich in dieser unbekannten Umgebung verstecken und etwas Wasser aufnehmen nach der langen, ungewollten Reise.
Nun kam die Frage auf, wer und was sind die überhaupt? „Frösche!“ „Nein, ein Frosch ist schlanker und die beiden hier haben Warzen“ „Kröten?“ Vielleicht. Also schnell ein Foto gemacht und per E-Mail an alle: „Wer kennt diese Tiere?“ Einer hatte eine Idee: „Wikipedia“. Rein ins Internet und nach Kröten gesucht. Und tatsächlich wurde man schnell fündig. Anhand der Bilder konnte man die beiden Weltenbummler den Wechselkröten zuordnen.
Bei aller Freude, nun zu wissen, wer da auf die lange Reise gegangen ist, gab es auch einen Wermutstropfen. Im Internet stand auch, dass diese kleinen, niedlichen Kröten auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen und vom Aussterben bedroht sind. Und es kam die Frage auf: „Was sollen wir jetzt tun!?!“ „Wie können wir sie retten?“ Wieder hatte einer der Kollegen die zündende Idee: „Wir rufen im Aqua-Zoo Düsseldorf an!“ Gesagt, getan. Ein Mitarbeiter des Aqua-Zoo bat darum, die Kröten vorbeizubringen. Also machte sich Tobias K. direkt auf den Weg mit seinen seltsamen Fahrgästen. Im Aqua-Zoo wurde er schon von Frau Honigs erwartet.
Sie konnte bestätigen, dass es sich hier um Wechselkröten (Bufo viridis/Epidalea viridis) handelt. Frau Honigs bestätigte auch, dass diese Kröten so stark gefährdet sind und dass Zoos noch nicht einmal Exemplare für eine gezielte Nachzucht bekommen könnten. Sie war hocherfreut über soviel Engagement und versicherte Tobias K., dass er und seine Kollegen alles genau richtig gemacht haben. Frau Honigs nahm die blinden Passagiere gerne in ihre Obhut. Die beiden Wechselkröten können nach sechswöchiger Quarantäne im Aqua-Zoo Düsseldorf von Jedermann bestaunt werden.
Sollten auch Sie einmal blinde Passagiere finden, hilft Ihnen Frau Honigs vom Aqua-Zoo Düsseldorf unter der Telefon-Nr. 0211 – 8996153 gerne weiter. Weitere Anlaufstellen für weit gereiste Exoten sind das Veterinäramt und der Krefelder Zoo.
Die Wechselkröte oder Grüne Kröte (Bufo viridis) ist eine von der Osthälfte Europas bis Zentralasien und Nordafrika beheimatete Echte Kröte. Die Gestalt ist ähnlich der Erdkröte, jedoch ist die Wechselkröte nicht ganz so groß. Charakteristisch ist die helle Grundfarbe mit dunkelgrünen, scharf abgegrenzten Flecken. Durch diese auffällige Farbzeichnung ist sie kaum mit anderen Arten zu verwechseln. Der Ruf der Männchen, ein melodisches Trillern, gleicht dem Zirpen einer Maulwurfsgrille.
Am häufigsten sind Wechselkröten im Osten Deutschlands zu finden. Im Westen, Südwesten und Süden kommt sie dagegen nur an einigen Stellen vor.
Wechselkröten mögen vegetationsarme, trockenwarme Lebensräume in Gebieten mit lockeren und sandigen Böden.
Ihre bevorzugten Lebensräume sind lichte Wälder, trockene Grasländer, Dünen, Sand- und Tongruben sowie
Bergbauhalden. Sie sind ebenfalls häufig innerhalb von Ortschaften zu finden.
Als Nahrung dienen Ameisen, Käfer, Spinnen, andere Gliederfüßer, sowie Regenwürmer und Schnecken. Jungtiere bevorzugen eher Pflanzenläuse, Springschwänze und Milben.
Die Wechselkröte benötigt flache, kleine oder mittelgroße Stillgewässer mit nur spärlichem Pflanzenbewuchs. Dort werden vom Weibchen 2000-15000 Eier an 2-4 m langen Laichschnüren abgelegt.
Als gefährdet (Kategorie 3) wird die Wechselkröte in der Roten Liste geführt.