Harry Abraham 13.05.2010
Die Zeiten, da es dem Wanderfalken schlecht ging und um seine Existenz gebangt werden musste, sind zum Glück vorbei. 82 Wanderfalkenpaare aus NRW haben 2009 sage und schreibe 232 Jungfalken hervorgebracht. Das war irgendwie zu erwarten sagte der Sprecher des Wanderfalkenschutzes Dr. Peter Wegener vom NABU, da der Bestand kontinuierlich zunahm.
Auch in Willich hat der Wanderfalke dem Turmfalkenpärchen, welche 2009 noch 3 Jungfalken auf dem Anrather Kirchturm hervorbrachten, den Nistplatz streitig gemacht. Erfolgreich wurden in diesem Jahr zwei Wanderfalkenweibchen und ein Männchen ausgebrütet.
Der Aufstieg zur Kirchturmspitze ist immer etwas anstrengend, aber es wird Zeit das Nest zu kontrollieren, denn wenn die Falken schon fast flügge sind, besteht die Gefahr, dass sie sich bei einer Kontrolle in die Tiefe stürzen ohne richtig fliegen zu können.
Wir haben Glück, denn ein kurzer Blick in den Nistkasten zeigt uns, dass sie genau die richtige Größe zum beringen haben.
Es ist eng in der schmalen Fensternische und man muss sich mit dem Oberkörper reinquetschen um die Flauschbällchen zu greifen. Klein sind sie nicht und man braucht schon beide Hände um sie zu halten.
Zwei größere und ein kleineres Jungtier mit Resten von geschlagener Beute sind in dem ehemaligen Turmfalkenkasten zu sehen.
Auf die Waage muss der kleine Wanderfalke. Er hat schon ein Gewicht von 737g . Im Vergleich wiegt ein ausgewachsenes Turmfalkenweibchen 230 g.
Anschließend wird die Flügellänge gemessen.
Wir messen von der Elle bis zur Flügelspitze 15cm. Anhand einer Tabelle können wir feststellen, dass es ein Weibchen, und ca. 19 Tage alt ist.
Es wird noch 20 Tage dauern ehe dieses kleine Kücken das Nest verlässt. Rund 40 Tage bleiben Wanderfalken im Nest und werden von den Eltern versorgt. Vor dem Ausfliegen werden sie nur noch sparsam gefüttert, damit das Fluggewicht nicht zu hoch ist. Sie lernen Beute zu ergreifen indem die Eltern ihre Beute in der Luft abwerfen. Es dauert dann noch 4 Wochen und die jungen Wanderfalken können selbstständig jagen.
Das andere Weibchen wiegt 740g und hat eine Flügellänge von 15,5cm. Das kleinere Männchen wiegt 514g und hat eine Flügellänge von 13,5 cm.
Die Beringung ist für das Jungtier zwar etwas stressig, aber schmerzfrei. Vorsichtig bringt Bernd Bäumer die Ringe an und achtet darauf das keine scharfen Kanten des Ringes den Fuß verletzen. Ein späteres korrigieren ist nicht mehr möglich, deshalb muss hier mit größter Vorsicht gearbeitet werden.
Auf den rechten Fuß kommt der Ring mit dem Zeichen der Vogelwarte Helgoland und auf den linken Fuß der Ring mit einer Kennnummer woher der Wanderfalke stammt. Diese Daten werden in der Statistik der Vogelwarte festgehalten um eine spätere Verbreitung der Vögel nachvollziehen zu können.
Zum Schluß wird der Rachenraum kontrolliert ob Entzündungen oder Parasiten vorhanden sind, aber dann ist es geschafft und die Halbwüchsigen können zurück ins Nest.
Die Altvögel kreisten in der Zeit um den Kirchturm und waren natürlich besorgt über dass, was da unten mit ihrem Nachwuchs passiert.
Nach der Beringung saßen beide Altvögel noch 45 Minuten auf dem Kirchendach und nahmen durch Rufe Kontakt zu den Jungvögeln auf.
Am 21.5.2010 entschlossen wir uns die Nistfläche der Wanderfalken an der Anrather Kirche zu vergrößern, um den Jungvögeln die Möglichkeit zu geben, ihr Flügel zu entfalten. Die Spannweite eines ausgewachsenen Männchens beträgt 100cm. Das Weibchen ist deutlich größer. Da der Turmfalkenkasten nur 40x30cm groß war bestand für die 3 Wanderfalken die Gefahr aus dem Nest zu fallen. Die Mauernieschentiefe beträgt am Fenster ca. 1,50 m , so dass wir den Wanderfalken eine Nistfläche von 40 x 150 cm zur Verfügung stellen konnten. Am 3.6.2010 flogen nach intensivem rufen der Altvögel die ersten Wanderfalken auf das Dach des Kirchenschiffs.
Besorgte Anwohner riefen die Polizei um den Jungvögeln zu helfen.
Doch dieser Vorgang des Ausfliegens ist ganz normal. Die Altvögel rufen entweder laut warnend grä-grä-grä oder kontaktrufend kozick um die Jungvögel zum fliegen und zur Jagd zu animieren. Nach einer Woche können sie schon sehr gut fliegen.
Michael Stevens schickte uns dieses Foto vom 30.05.2010. Die jungen Wanderfalken stehen kurz vor dem flügge werden. Gestern flogen die Alttiere ständig rufend in Kreisen um die Kirche. Anscheinend wollten sie die Jungtiere zum Fliegen animieren. 2 Tiere sind oft am Nesteingang zu sehen.
Die große Holzplatte montierten wir auf der Turminnenseite der Fensternische, so dass die Nistfläche groß genug war.
Nachdem wir die Rückwand des Nestes entfernt haben, hatten die Wanderfalken einen größeren Bereich zur Verfügung. 25 kg Reinkiesel wurden auf den Boden des vergrößerten Nestraumes geschüttet, damit die Falken ihr Gefieder nicht verschmutzten.
Vor dem ersten Ausflug konnten wir beobachten, wie sie am Eingang intensive Körper bzw. Federpflege betrieben.
Michael Stevens schickte uns diese Fotos vom 30.05.2010. Die jungen Wanderfalken stehen kurz vor dem flügge werden. Gestern flogen die Alttiere ständig rufend in Kreisen um die Kirche. Anscheinend wollten sie die Jungtiere zum Fliegen animieren. Zwei Tiere sind oft am Nesteingang zu sehen.
Mit scharfen Falkenaugen beobachtet er seine Umgebung.
Zu einem späteren Zeitpunkt haben wir dann noch ein An- und Abfluggitter montiert.