Vor zwei Jahren übernahm Jörg Tilmans die Organisation und die Durchführung aller Nistkasten-Kontrollen in Willich. Eine gewaltige Aufgabe, denn nach den ca. 120 Singvogel-Nistkästen, die schon geprüft, mit Koordinaten versehen, gesäubert und teils erneuert wurden, war die Überprüfung der Kästen von Eulen und Turmfalken Mitte Mai bis Anfang Juni an der Reihe. Hilfe bekam er von Jack Sandrock, Richard Rothermel, Jürgen Streidel, Jorgen Pedersen und Hermann Koch, die begeistert dabei waren.
Eine besondere Verantwortung haben wir hier am Niederrhein für die Steinkäuze, die nicht in allen Regionen von Deutschland vertreten sind, so z. B. findet man den Steinkauz vor allem in westlichen Teilen Deutschlands in offenen Landschaften.
Der Steinkauz liebt niedrige Vegetation und jagt auch am Boden. Ein einmal gewähltes Revier besetzt er meist über viele Jahre, manchmal sogar lebenslang. Zur Nahrung gehören vor allem Mäuse, aber auch Regenwürmer und Insekten. Die Brutzeit liegt zwischen April und Juni, deshalb wurden die Kästen ab Mitte Mai bis Anfang Juni überprüft, weil dann die Chance groß ist, noch junge Steinkäuze in den Kästen zu sehen.
In Willich wurden schon seit 2007 von Jack Sandrock und Harry Abraham 50 neu entwickelte größere Steinkauzkästen, die auch eine rationelle und für die Steinkäuze nicht so störende Kontrolle ermöglichten, angebracht. Manuel Püttmanns – damals noch Abiturient – nahm im Mai 2011 den 1. Preis des Umweltwettbewerbs der Stadt Willich für den NABU entgegen. Er hatte zusammen mit einem Mitschüler einen 20-minütigen sehr informativen Film über das Willicher Steinkauz-Projekt gedreht und die Jury damit überzeugt.
Leider sind auch in Willich nicht mehr so viele Kästen wie früher belegt: von 47 Kästen waren es in diesem Jahr nur 26. Allerdings könnte bei einigen nicht belegten Kästen die Brut schon ausgeflogen sein. Jörg Tilmans möchte mehr erreichen, und so werden in den Wintermonaten Steinkauzkästen erneuert bzw. noch einige weitere Kästen angebracht.
Der aktive Schutz der Steinkäuze ist seit 2007 ein wichtiges Projekt des NABU Willich.
Dieses Projekt erfolgte vordringlich durch Herstellung von speziellen Steinkauznistkästen, sowie deren Kontrolle und Montage.
Es folgten informative Veranstaltungen über den Steinkauz in der Eva Lorenz Umweltstation. Exkursionen mit Kindern und Eltern zu den Nistplätzen wurden gemacht, um die außergewöhnliche Lebensweise dieser kleinen Eule zu zeigen.
Wir hatten uns zum Ziel gesetzt in Willich / Schiefbahn / Neersen und Anrath 50 Steinkauzkästen zu montieren. Es wurde hierzu ein Nistkasten konstruiert, der es uns ermöglichte eine rationelle Kontrolle der Steinkauzbestandes durchzuführen.
Um ideale Plätze zu finden, suchte Harry Abraham über Google Maps Streuobstwiesen oder Bauernhöfe mit wenig Baumbestand aus. Hier montierte das Steinkauzteam des NABU über mehrere Jahre Nistkästen und beobachtete wie sie angenommen wurden. 90% dieser Nistkästen wurden von den Steinkäuzen für gut befunden und von ihnen besetzt.
Streuobstwiesen, alte Kopfweiden und alte Bauerngehöfte zählen zu den bevorzugten Revieren der Steinkäuze. In Nordrhein Westfalen leben ca. drei Viertel des deutschen Bestandes. Aber sein Lebensraum ist gefährdet, denn er findet immer weniger Brutmöglichkeiten. Besonders alte Bäume fehlen.
Der Steinkauz braucht geeigneten Lebensraum und Unterschlupfmöglichkeiten um sein Brutgeschäft durchführen zu können. In Zusammenarbeit mit Hofeigentümern rund um die Ortsteile von Willich wurden nach und nach an geeigneten Stellen, flächendeckend Nistkästen für Steinkäuze angebracht. Nur so haben Jungvögel die Möglichkeit neue Reviere zu erschließen und den Bestand zu sichern.
Beim Anfertigen von Nistkästen haben wir der Natur einiges abgeschaut.
Zum Beispiel, dass Kauze Höhlen in knorrigen Kopfweiden lieben, denn im Inneren des Baumes befindet sich durch die Faulstellen Mulmhumus, welcher eine gute Nestunterlage für ihre Bruthöhle bildet.
Die Höhlen sind oft recht tief, so dass bei einem Gefahrenruf der Kauzeltern die Jungtiere sich weit ins Innere zurückziehen können. Die Nester werden jedes Jahr erneut benutzt, denn die Unterlage aus Gewölle verfestigt sich und ist somit ideal um die Höhle auszuformen.
Mit diesem Wissen sind wir an die Konstruktion einer künstlichen Nisthilfe gegangen. Sie sollte 80 cm lang sein und ein Kantenmaß von 25 cm haben.
Damit der Steinkauznistkasten nicht durch Dohlen fremdbesetzt wird, haben wir das Brett des Einschlupfloches in 50 mm dicke ausgeführt. Der Durchmesser des Einflugloches haben wir auf 65 mm festgesetzt.
Als erstes Einstreu im Nistkasten, nahmen wir 10 Liter altes Sägemehl von Laubhölzern (keine Späne). 10 Prozent Mulm aus verrottetem Laubholz, 5 Prozent Rindenmulch (fein gemahlen) und 5 Prozent Kompost (erdfeucht)
Baumhöhlen wie diese in Willich Anrath gibt es immer seltener. Die Käuzchen sind auf Nistplätze angewiesen, denn sie bauen selber keine Nester. Oft sind sie Nachmieter von Spechthöhlen.
Die von uns gebauten Nistkästen ließen sich einfach kontrollieren, ohne die Steinkäuze großartig zu stören. Wir zählten über zehn Jahre den Bestand in allen Ortsteilen von Willich.
Die Grafik zeigt die Zählung der jungen Steinkauze in Nistkästen, Anfang Juni des jeweiligen Jahres.
Die Säulengrafik berücksichtigt nicht die Orte, an denen Steinkauze nur von Altvögeln ohne Brut besetzt waren.
Auf dem Willicher Gebiet befinden sich weitere natürliche Nistgelegenheiten auf Bauernhöfen, in Scheunen oder Baumhöhlen, die hier nicht berücksichtigt wurden.
Die Montage gestaltete sich manchmal kompliziert, so dass der Standort zwar gut war, aber der Baum weniger geeignet, um einen Nistkasten zu montieren. Oft musste in einer Höhe von vier Metern geschraubt und gesägt werden.
Herbert Knipprath sei an dieser Stelle einen besonderen Dank zuteil, denn er wuchtete und montierte viele dieser Nistkästen in schwindliger Höhe.
Rückblickend auf diese Zeit, war es ein erfolgreiches Projekt.
Die Bestandszahlen schwanken. Im Jahr 2022 erfolgt wieder eine Bestandsaufnahme der Steinkauzpopulation im Kreis Viersen durch die Biologische Station Krickenbecker Seen.
Zu dem Steinkauzteam gehörten in den 12 Jahren.
Projektleiter: Harry Abraham
Jack Sandrock
Manuel Püttmanns
Walter Galonska
Manfred Niehaus
Jürgen Dresen
Herbert Knipprath
Heinz van den Brock
Hans Thelen
Helmut Friesheim
Karl Heinz Lünendonk
Yvon Martin
Heiner Duve
Im Jahr 2019 gab Harry Abraham das Steinkauzprojekt in jüngere Hände, denn mit 71 Jahren sollte man die Montagestellen der Nistkästen in einer Höhe von ca. vier Metern nicht mehr hochsteigen.