An einem der letzten schönen Wochenenden im September 2020 trafen sich am Samstag 9 und am Sonntag 11 Radler der NABU-Gruppe Willich, um die 45 km lange 6-Schlösser-Radtour gemeinsam zu absolvieren.
Start war am Schloss Neersen. Jeden Sommer (außer in diesem Corona-Sommer) kommen mehr als 20.000 Besucher, um vor der malerischen Kulisse des Schlosses die Festspiele zu genießen.
Geschichten werden nicht nur auf der Bühne erzählt. Geschichten könnte auch das historische Gebäude erzählen. Zum Beispiel darüber, wie um Neunhundert aus einer „Motte“ – einer vom Wasser umgebenen Insel – im Laufe von 800 Jahren Schloss Neersen und später das Verwaltungszentrum und der kulturelle Mittelpunkt der Stadt Willich entstanden ist. Der Schlosspark erhielt im Zuge der Euroga 2002 ein neues, sein heutiges Gesicht.
Auch die Eva-Lorenz-Umweltstation/NABU-Station entstand 2002.
Nach ca. 4 km – teilweise am Ostufer der begradigten Niers entlang bzw. über Feldwege – sah man hinter hohen Bäumen bereits die Türme von Schloss Myllendonk. Die weitläufige von Wassergräben umgebene Anlage ist heute ein Golfplatz. Der Manager erzählte nicht ohne Stolz, dass er beim Programm der ökologischen Golfplätze bereits die Silbermedaille für Myllendonk errungen hätte, sie sich aber um die Goldmedaille bemühen möchten.
Über drei Brücken gelangt man von der äußeren Vorburg auf die innere Vorburginsel und schließlich in die Hauptburg. Das malerisch-romantische Schloss ist nachweislich 1166 schon erwähnt. Als 1591 Teile des gotischen Palasts einstürzten, wurde die Hof-Front vollständig erneuert und durch eine dekorative Renaissance-Loggia aufgewertet.
Myllendonk beeindruckt besonders durch seine hohen Backsteingebäude, die die baumbestandene Landschaft stolz überragen.
Nun radelten wir ca. 3 km weiter an der langsam fließenden Niers entlang, um dann in das Naturschutzgebiet „Neersbroich“abzubiegen, welches das Schlosses Rheydt umgibt. An kleinen Waldbächen entlang erreichten wir Schloss Rheydt (ab 1180), das besterhaltene Renaissance-Schloss am Niederrhein. (Mit Museum, Restaurant und Kasematten.)
In der Nähe des Schlosses brüten jedes Jahr Eisvögel, die man auch manchmal wie schillernde Diamanten über die Niers fliegen sieht.
Nun ging es ca. 5 km wieder durch Felder, Wälder und ganz in der Nähe des ältesten Altbier-Brauhauses der Welt „Bolten-Uralt“ vorbei, um dann in das Naturschutzgebiet Hoppbruch einzubiegen. Nach Überqueren des romantischen Trietbach erreichten wir das Märchenschloss Haus Horst, das sich seit dem 12. Jahrhundert nachweisen lässt. Im Mittelalter wurden Hecken- und Buschland „Horst“ genannt. Nach 1866 wechselten die Besitzer mehrfach, dann ging es 1950 an die damalige Stadt Rheydt über. Ohne geeignete Nutzung verfiel die Anlage zusehends bis 1978 umfangreiche Restaurierungen eingeleitet wurden, die etwa 10 Jahre dauerten und das schöne Haus zu einem der nobelsten niederrheinischen Beispiele historischer Architektur des 19. Jh. werden ließ.
Jetzt ging es an einer wunderbaren großen Streuobstwiese vorbei in Richtung Liedberg. Dass es auch Höhenmeter zu erklimmen gab, wurde uns vor Liedberg klar. Am Samstag waren von den 9 Radlern nur einer ohne Motor dabei, am Sonntag waren außer einem Fahrrad alle ohne Motor. Alle schafften es aber gut und so sahen sie das als Höhenburg im 13. Jh. erbaute Liedberger Schloss (Grundmauern aus dem 11. Jh.)
Auch Schloss Liedberg war lange dem Verfall preisgegeben.
Im Jahr 2007 erwarb der Unternehmer Peter Overlack das Schloss, der umfangreiche Sanierungsarbeiten durchführen ließ.
In Liedberg wurden erst ab 1608 im größeren Umfang Privathäuser gebaut und, so entstand aus einem großen Teil der Festung der Flecken und Ort Liedberg (bis 1760) wie es heute ist.
Liedberg war ein guter Ort zum Einkehren, denn wir hatten die Hälfte – ca. 22 km - geschafft. Am Samstag waren wir im „Liedberger Landgasthaus“ und am Sonntag im „Alten Brauhaus“, beide Male saßen wir draußen im Garten.
Nach der Stärkung radelten wir ca. 1 km leicht bergab und erreichten unser letztes Schloss: Wasserburg Haus Fürth. Das Wasserschloss (aus dem 15. Jahrhundert) ist etwas Besonderes, weil es die einzige noch erhaltene Anlage im Rheinland ist, die in Fachwerktechnik gebaut wurde.
Von Haus Fürth ging es am Herrenhaus Raedt vorbei, dann streiften wir den Ortsteil Steinhausen und fuhren durch das Naturschutzgebiet „Hoppbruch“ am Trietbach entlang. Dort sahen wir einen gut gemachten Baumlehrpfad, der uns die Anregung zu einem neuen Projekt gab.
Danach kamen wir durch das Waldgebiet Raderbroich und näherten uns dem Nordkanal in Schiefbahn. Hier im Biergarten des Griechen ließen wir die schöne Tour nochmals Revue passieren. Mit einem kleinen Teil der Gruppe (die anderen nahmen andere Heimrouten) ging es dann weiter am Nordkanal, später durch das Landschaftsschutzgebiet/Naturschutzgebiet „Schiefbahner Bruch“, um bald den letzten Teil über kleine Landstraßen wieder zum Schloss Neersen zu radeln.
Ein wenig erschöpft, doch gut gelaunt verabschiedeten wir uns mit dem Versprechen, weitere gemeinsame Radtouren im nächsten Jahr zu unternehmen.
Text: Monica und Jack Sandrock, NABU Willich
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