Natur - Erlebnis - Garten
Nur die älteren Mitbürger in Neersen wissen noch, dass am Rande des Schlossparks einmal ein Schwimmbad war. In den letzten Jahren ist auf diesem Gelände eine Umweltstation und der Naturerlebnisgarten mit einer Größe von ca. 2000 m² entstanden. Durch die Stadt, den NABU Willich und die Umweltstation wurde diese Anlage verwirklicht.
Der Zauber und Charme eines Naturgartens ist etwas ganz besonderes. Der Sinn des Gartens ist es, den Besuchern Anregungen und Ideen zu bieten und sie vielleicht mit der Naturgartenidee zu „infizieren“
Naturgärten haben eine eigene Faszination. Hier pulsiert die Natur in ihrem eigenen Rhythmus.
Der Naturerlebnisgarten liegt am Wasser, einem Nebenarm der Cloer. In einem Teil des Gartens befinden sich Hochbeete, die mit vielen verschiedenen Kräutern bepflanzt wurden.
Eine Baumgesellschaft aus gemeiner Esche, Traubeneiche, Bergahorn, Roterle und Wildkirsche umgibt dieses Gewässer. Die offene Seite des Naturerlebnisgartens zur Cloer hin, wird durch einen weitläufigen Heckenstreifen aus Schlehen, Hundsrose, Hagebutten, wolliger Schneeball, Weißdorn, Liguster und Hasel eingesäumt. Mit nassen Füßen am Ufer des Weihers stehen Schwarzerle, Trauer- und Salweide.
Heilpflanzen und Küchenkräuter sind dort eingesetzt worden. Die Rizinuspflanze mit ihren weiblich roten Blüten und denen darunter liegenden männlichen gelben Staubgefäßen, ist ein besonderer Hingucker.
Oder die tausendfachen Farben und Formen auf dem Wildblumenhang auf denen sich das Leben von Wildbienen und hunderten verschiedener Insekten beobachten lässt. Diese Eigenarten eines Naturgartens sind es, die ihn speziell im Frühjahr und in den Sommermonaten zur Faszination werden lassen.
Der Schloßpark lädt zum "Lustwandeln" ein. Bäume mit einem Alter von über 100 Jahren sind hier zu bestaunen. Eichen, Bergahorn, Eschen, Rotbuchen, Spitzahorn, Esskastanien, Weißbuche, Birken, und Sommerlinden sind Bäume die zwischen 100 und 1000 Jahre alt werden können. Im Vergleich zu unserem kurzen Menschenleben, existieren sie viel länger und verdienen unseren Respekt, denn sie haben schon so manchen Sturm überstanden.
Im Rahmen der Euroga 2002 war der angrenzende Schloßpark ein Teil der überregionalen Landesgartenschau Nordrhein - Westfalens. Zu diesem Anlass wurden die Außenanlagen nach Vorbildern des 18. Jahrhunderts wiederhergestellt.
Mauerbienen lassen sich im April beobachten wie sie am Wildbienenhaus, in den zur Verfügung gestellten Wohnungen, ihre Eier ablegen, Pollen eintragen und die Zellen mit Lehm verschließen.
Vielen anderen der ca. 500 Wildbienenarten und Schlupfwespen bietet das Wildbienenhotel eine Brutstätte. Das Wildbienenhotel ist aber auch ein Blickfang und Willkommensgruß für Besucher.
Die Fachwerkkonstruktion mit ihrem roten Ziegeldach passt sich gut in die Lebensräume des Naturgartens ein.
Eine Totholzmauer unter dem Wildbienenstand ergänzt das Nistangebot in geradezu idealer Weise. Sie bietet vielen Tieren (z.B. Käfern, Spinnen, Mäusen Igel, Molchen oder Erdkröten) durch ihre Kammern und Hohlräume Schlupfwinkel und Bruträume. In morsches Holz gräbt die Waldpelzbiene Anthophora furcata gerne ihre Nistgänge.
Solarzellen auf dem Dach treiben eine kleine Tauchpumpe an, die bei genügend Sonne Wasser aus einem Brunnen fördert. Energie, die uns die Sonne zur Verfügung stellt, wird umweltfreundlich in mechanische Energie umgewandelt und lässt Wasser über zwei Kaskadenbecken in die Cloer fließen.
Im Cloernebenarm tummeln sich Molche, Frösche, Wasserläufer, Rückenschwimmer, Gelbrandkäfer, Libellenlarven, Wasserschnecken oder Egel.
Hier gibt es bei geführten Projekten mit Kindern immer etwas zu erleben. Die jungen Wasserforscher stellen erstaunt fest, dass eine ganze Menge Tiere hier im Wasser sind.
Mit Becherlupen können sie die Tiere der Unterwasserwelt genau betrachten um sie dann zum Schluß vorsichtig ins Wasser zurücksetzen.
Hier wachsen die unterschiedlichsten Wasserpflanzen.
Ob, Binsen, Sumpfdotterblume, Teichlinsen, Wasserlilien, Wasserknöterich und einige Seerosenblätter, alles ist hier vorhanden und kann hier kennengelernt werden.
Obwohl der Garten direkt am Wasser liegt, gibt es Wasser aus einer schönen alten Gußschwengelpumpe, die gleichzeitig ein Anziehungspunkt für Kinder ist, um mit Muskelkraft Wasser aus der Erde zu pumpen. Pflanzen brauchen Wasser und dieses an die Erdoberfläche gepumpte köstliche Nass dann den Pflanzen zu geben, macht auch den Kindern besonderen Spaß.
Wie es zu einem Naturgarten passt ist auch dieser von einem Staketenzaun umgeben. Buchsbaumhecken nach alter Bauerngartentradition begrenzen die Wege.
Weiter geht es zu einem fast verspielten Kunstobjekt. Irgendwie natürlich, aber doch von Menschenhand geschaffen…..dem Tipi.
Tipi kommt aus der Indianersprache Lakota und bedeutet …..leben, hausen, verweilen, wohnen. Die Form der von Menschenhand gesteckten Weidenzweige bilden ein Indianerzelt, den Tipi.
Das Gestalten (Flechten, Schneiden, Leiten) und das Wundern was so eine Weide alles mit sich machen lässt und trotzdem wächst, ist für Kinder und Erwachsene ein Erlebnis und Lernschritt. Normalerweise wird den Kindern beigebracht mit Pflanzen vorsichtig umzugehen. Doch hier können sie die Weide als Spielelement nutzen. Sie lebt, wird gebogen, als Spielmaterial genutzt und stellt somit einen Gegenpol zu allen giftigen und „rühr mich nicht an“ Pflanzen dar.
2010 entstand eine fantasievolle und ansprechende Nistkastenwand. Hier werden 17 Nist- bzw. Bruthilfen für Vögel vorgestellt, denn jede Vogelart braucht ihren individuellen Nistkasten. Viele Vogelarten unserer Region brauchen die Unterstützung durch uns Menschen, da natürliche Brutmöglichkeiten verloren gegangen sind.
Die Nistkastenwand macht die Besucher nicht nur auf die Notwendigkeit des Vogelschutzes aufmerksam, sondern soll Anregungen zum selber- und nachbauen geben. Auf der Nistkastenwand wird gezeigt, dass Vogelschutz mit der Schaffung von Nistmöglichkeiten und Lebenserhaltungsraum in unseren Gärten beginnt.
Neben der Nistkastenwand befindet sich eine Käfermiete und so mancher Besucher wird sich erstaunt fragen: Was passiert in einer Käfermiete?“
Eine Käfermiete ist mit einem Komposthaufen vergleichbar, jedoch mit dem wichtigen Unterschied, dass er nicht umgesetzt wird. Dieses ist besonders wichtig für Käfer, deren Larven mehrere Jahre für die Entwicklung brauchen. Die Lagerzeit beim Kompost ist zu kurz um die Entwicklung von manchen Larven bis zum Schlupf zu garantieren. Eine Käfermiete bleibt wie sie ist, nur das weggemoderte Material wird nachgelegt. Der Nashornkäfer, die Hautflügler, Molche, Kröten oder Blindschleichen profitieren von einer Käfermiete.
Hornissen haben bei vielen Menschen einen schlechten Ruf und um hier Aufklärung zu betreiben, gehört so ein Hornissennest auch in einen Naturerlebnisgarten des NABU. Hornissen sind in einigen Regionen Mitteleuropas bereits vom Aussterben bedroht und brauchen unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz.
Aufklärungsarbeit über die Lebensweise und Ungefährlichkeit leisten ehrenamtliche Hornissenschützer. Richtiges Verhalten beim Umgang hilft die vermeintliche Gefährlichkeit der Hornissen abzubauen. Fast jedes Jahr befindet sich ein aktives Hornissennest in unserem Naturgarten.
In Zusammenarbeit mit der Landschaftsbehörde des Kreises Viersen, werden auch Hornissenvölker, die sich einen für Menschen gefährlichen Nistplatz ausgesucht haben, in den Naturerlebnisgarten umgesiedelt und hier weiter betreut.
Im Frühjahr, wenn die Kohlmeisen zu rufen beginnen, regt sich im Nebenarm der Cloer ein erstes Leben. Wasserkreise von auf- und abtauchenden Braunfröschen zieren die Wasseroberfläche und wenn man genauer hinschaut sieht man große Laichballen von Braunfröschen, die im Ufernahen Flachwasser abgelegt wurden. Um Pflanzen oder an Ästen im Wasser spannen Kröten ihre Laichschnüre. Diese können mehrere Meter lang sein. Tausende von Kaulquappen werden aus den Eiern schlüpfen, aber nur ein Bruchteil des so verschwenderisch gezeugten Lebens wird zu ausgewachsenen Fröschen heranwachsen. Viele Feinde werden dem Entwicklungsstadium ein jähes Ende setzen und somit zur Ernährung einer anderen Tierart beitragen.
Ein Backofen im Garten mit einer Sitzecke bildet das Bindeglied zwischen Mensch und Natur. Er ist nicht nur ein toller Dekorationsgegenstand, sondern man kann im Winter oder an lauen Sommerabenden auch Brot und Pizza in ihm backen. Kartoffeln die in Alufolie gegart werden sind ebenfalls ein ganz besonderer Genuss und werden im Herbst von einem hierzu extra angelegtem Kartoffelfeld geerntet.
Zwiebelkuchen mit einem Gläschen Rotwein sind Gaumenfreuden die einen Naturliebhaber nach erfolgreicher Arbeit im Garten den Tag abrunden lassen.
Im Freien backen, ist für Kinder ein ganz besonderes Erlebnis und wird auch hier von den Kindergruppen mit Begeisterung ausgeübt.