Kiebitzschutz in Willich: Gemeinsam für den Erhalt eines bedrohten Vogels
Der Kiebitz, einst ein weit verbreiteter Vogel unserer Kulturlandschaft, ist heute stark gefährdet. Sein Lebensraum schwindet durch intensive Landwirtschaft und Bebauung, weshalb er dringend Unterstützung braucht. Unser regionaler Kiebitzschutz im Kreis Viersen setzt sich aktiv für den Erhalt dieser faszinierenden Art ein.
War der Kiebitz schon immer selten?
Der Kiebitz war ein „Allerweltsvogel“ in Deutschland wie auch in Willich. Man sah und hörte diesen auffälligen Watvogel auf Wiesen und Ackerflächen. Doch von 1980 bis heute ging sein Bestand um 93% deutschlandweit wie auch in Willich zurück. Er gilt heute als stark gefährdet und war deshalb 2024 zum zweiten Mal zum „Vogel des Jahres“ gewählt worden.
Wie kam es zum Bestandsrückgang?
Der ursprüngliche Lebensraum des Kiebitzes waren feuchte Wiesen und Moore in offenen Landschaften. Viele dieser Gebiete wurden zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit trockengelegt und die Wiesen gedüngt. Als Kulturfolger verlegte er sein Brutgebiet teilweise auf Ackerflächen. Die Bewirtschaftung der Ackerflächen wurde immer intensiver. Der Flächenverbrauch und Zerstückelung der Flächen nahmen zu. Auch der Klimawandel bestimmt zunehmend den Bruterfolg.
Was passiert, wenn die Kiebitze in ihr Brutgebiet kommen?
Die Kiebitze kommen im Februar/März aus ihren Wintergebieten oft schon in kleinen Kolonien an. Durch ihre Ortstreue kommen sie zuerst auf ihre vorherige Brutfläche zurück, die sie meist noch unbearbeitet, ohne hohen Bewuchs und mit Feuchtstelle vorfinden. Sie beginnen mit der Balz und später mit der Brut. Die Brutzeit beträgt ca. 4 Wochen. In dieser Zeit beginnen verschiedene Bearbeitungsschritte auf den Ackerflächen, die zu Verlusten der gut getarnten Gelege führen können. Geschlüpfte Küken laufen in den ersten Tagen nicht weg, sondern ducken sich bei Gefahr und können überfahren werden. Die Bearbeitung von Feuchtstellen bzw. Trockenheit können zum Verlust des Nahrungsgebietes der Küken führen. Die Bearbeitung aller Ackerflächen in dem Brutgebiet kann dazu führen, dass das gesamte Gebiet „kahl“ wird und es keine Versteckmöglichkeiten für die Küken zum Schutz vor Fressfeinden gibt.
Was tun wir im Kiebitzschutz in Willich?
In der 4. Brutsaison sind wir, Gaby und Jorgen Pedersen, ehrenamtlich im NABU im aktiven Kiebitzschutz in Willich tätig. Dafür beobachten wir zuerst die aus den Wintergebieten ankommenden Kiebitze an verschiedenen Stellen in Willich. Die Balz zeigt an, dass sie sich für das Brutgebiet entschieden haben. Ab diesen Zeitpunkt suchen wir die Flächen täglich mit Spektiv und Fernglas nach brütenden Weibchen ab. Bei Brutverdacht gehen wir in die Fläche und markieren die Nester mithilfe von 2 dünnen Stangen. Es folgt eine Meldung an die Landwirtschaftskammer NRW, die den Landwirt über den Standort des Nestes informiert. Optimal ist, wenn wir den Bewirtschafter bereits kennen, ihn sofort über die Nester informieren und wegen der geplanten Schritte auf der Fläche befragen können. Außerdem machen wir die Landwirte mit Zwischenfrüchten, Brachen oder Feuchtstellen auf die Bedeutsamkeit ihrer Flächen für die Küken aufmerksam. Dadurch bekamen wir wertvolle Angebote wie das Stehenlassen eines Teilstücks als Kindergarten und das großzügige Umfahren von Gelegen oder Feuchtstellen als Nahrungsgebiet. Auch bei kurzfristigen Anrufen unterstützen wir gerne das Umfahren der Nester zur zügigen Bearbeitung. Nach dem Schlüpfen der Küken informieren wir alle Bewirtschafter der Flächen, auf die die geschlüpften Küken von ihren Eltern geführt werden, um die Küken besonders in den ersten Tagen zu schützen. Bei großer Trockenheit in der Aufzuchtphase der Küken entschied sich ein Landwirt sogar für die vorzeitige Beregnung seiner Fläche.
Warum ist der Kiebitzschutz wichtig?
Der Kiebitz spielt eine zentrale Rolle im Ökosystem und steht für eine gesunde, artenreiche Landschaft. Sein Schutz kommt vielen anderen Tierarten zugute und trägt zum Erhalt unserer Natur bei.
Regelmäßige Bestandskontrollen sowie ständige Beobachtungen helfen, das Verhalten dieser Vogelart besser einzuschätzen und Rückschlüsse ziehen zu können. Außerdem setzen wir uns für den Erhalt und die Optimierung von Feuchtgebieten/Feuchtwiesen (Biotopen) ein, damit sie dem Kiebitz wie auch vielen anderen wasserliebenden Vogelarten erhalten bleiben.
Wir bedanken uns für die große Unterstützung beim Kiebitzschutz durch den NABU Willich und die gute Zusammenarbeit mit dem NABU Bezirksverband Krefeld/Viersen e.V., der Stadt Willich, der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen, der Landwirtschaftskammer und vor allem mit den Landwirten und den anderen Kiebitz-Schützern im Kreis Viersen.
Wir wünschen uns sehr, noch lange Kiebitz-Rufe in Willich hören und Beobachtungen immer seltener werdenden Vogelarten machen zu können!
Gaby und Jorgen Pedersen
Wie kann ich in Brutgebieten helfen?