Allgemein wird in der Literatur behauptet, dass ein Turmfalkennistkasten für den Gebrauch im heimischen Garten nicht geeignet ist. Diese Aussage hält so manchen Vogelliebhaber davon ab, einen Turmfalkenkasten aufzuhängen. Aber es muss nicht immer ein hoher Kirchturm oder Schornstein sein, um den Turmfalken eine Brutmöglichkeit zu bieten. Meine Erfahrungen mit Nistkästen an Gebäuden mit einer Höhe von 6 – 7m sind sehr gut.
Seit vielen Jahren beobachte ich wie Turmfalken auch in dieser Höhe Nistkästen annehmen und erfolgreiche Bruten hervorbringen. Dachbodenluken oder Gebäudenischen gibt es viel zu selten. Der allgemeine Trend zu dichten Häusern und Taubenabwehrsperren lässt vielen Vögeln keine Chance einen Brutplatz zu finden.
Um den Turmfalken wirksam zu helfen, können künstliche Nistkästen auch an normalen Wohnhäusern angebracht werden. Sie sollten jedoch in der Nähe zu einer umweltverträglichen Landbewirtschaftung und einer gut strukturierten Landschaft mit Hecken und Büschen liegen.
Falken und ihr Nachwuchs benötigen ausreichende Ernährungsmöglichkeiten. Auf ihrer Speisekarte stehen vorwiegend Feldmäuse und andere Nager. Die Anzahl des Nachwuchses hängt vom Nahrungsangebot und der Größe des Nistkastens ab.
Manchmal braucht man etwas Geduld, bis ein Männchen den Kasten untersucht hat und für gut befindet. Turmfalken sind sehr anpassungsfähig.
Besondere Pflege benötigt so ein Nistkasten nicht, nur alle 5 Jahre sollte man den Nistkasten reinigen und mit lockeren Sägespänen füllen.
Zur Zeit der Brutphase im Mai reagieren die Falken auf Störungen empfindlich, so dass man darauf achten sollte, ihnen dann die nötige Sicherheit und Ruhe zu geben. Das Männchen sorgt jetzt meistens für die Versorgung des Weibchens, denn ein Verlassen des Geleges ist zu gefährlich. Dohlen oder andere Rabenvögel würden sich gerne die leckeren Eier schmecken lassen. Das Weibchen macht nach dem verspeisen der leckeren Mahlzeit erstmal einen Verdauungsflug und das Männchen sorgt dann für die Sicherheit des Nestes. Doch der Flug dauert nicht lange und das Weibchen kehrt zum Nest zurück um das Gelege zu bebrüten.
Später während der Fütterungsphase Ende Mai Anfang Juni ist diese Ruhe nicht mehr nötig, dann sitzen die Jungfalken schon ganz selbstbewusst im Nistkastenfenster und warten auf Futter von beiden Altfalken. Jungfalken untereinander sind im Nistkasten kaum aggressiv, doch wenn der Nistkasten zu klein, oder das Gelege zu groß ist, kommt es schon mal vor, dass ein Jungvogel rausgeschmissen wird.
Zu dem Zeitpunkt kann man sie gut beobachten und der spannenden Fütterung zuschauen.
Sie trauen sich noch nicht abzufliegen, werden aber immer wieder mit Futter von den Altvögeln ermuntert auf den Dachfirst des Nachbarhauses zu fliegen. Haben sie diese Mutprobe erst einmal geschafft, bekommen sie die Belohnung und die anderen trauen sich auch bald darauf das Nest zu verlassen. Es ist ein besonderes Erlebnis diese Phase zu beobachten.
Tagsüber geht es dann zum Training mit den Eltern aufs freie Feld zum üben, wie man selber für seine Nahrung sorgt. In einem lockeren Familienverbund werden dann die Felder nach fressbarem abgesucht. Doch in der Dämmerung kehren die Jungfalken zu ihrem Nistplatz zurück, denn in ihrer gewohnten Umgebung fühlen sie sich doch noch am sichersten.
Mit diesen Erlebnissen möchte ich Vogelfreunde dazu ermuntern auch für Turmfalken einen Nistkasten aufzuhängen.
Harry Abraham