Was machen Waldameisen
und wie leben sie.

Teresa Laschewski und Heinz van den Brock

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Die Willicher Arbeitsgruppe Waldameisenschutz ist auf der Umweltausstellung des NABU Willich ins Leben gerufen worden und kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit und den allgemeinen Schutz der Waldameisen.
Ameisen gehören zu den Staaten bildenden Insekten wie Hummeln Wespen und Bienen. Diese Insekten leben in staatlicher Gemeinschaft mit einer streng gegliederten Hirarchie.

 

 

 

Wenn die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr Wärme versprechen, beginnt für die Ameisen das Leben nach der Winterruhe. Der Ameisenstaat organisiert sich und jede Ameise hat seine bestimmte Aufgabe.

Die „Wäckerinnen“ die in den oberen Schichten des Nestes den Winter verbracht haben, tragen die noch in der Winterstarre befindlichen Arbeiterinnen und Königinnen zum aufwärmen und aufwachen auf den Nesthügel.
Die „Wärmeträgerin“ speichert mit ihrem schwarzen Körper die Sonnenwärme und trägt sie in tiefere Bereiche des Baus. Hierdurch kann die Temperatur  in den Brutkammern konstant gehalten werden.
Die „Brutpflegerinnen“ pflegen, füttern und transportieren die Eier in die richtigen Temperaturzonen.

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Die „Königinnenpflegerinnen“ gehören zum Hofstab. Sie füttern, reinigen und umsorgen die Königinen. Die von den Königinen gelegten Eier, transportieren sie in die Brutkammern oder übergeben sie an die Brutpflegerin.
Die „Nestreinigerinnen“ sind die Putzfrauen und Mülltransporteure im Nest. Der Müll wird zu speziellen Müllsammelplätzen gebracht. Die Entsorgung der gestorbenen Ameisen, zählt ebenfalls zu ihren Aufgaben. Entweder werden sie zu einem außerhalb liegenden Friedhof gebracht oder einfach aufgefressen.
Die „Nestbauerin“
Durch Sturm und Regen treten immer wieder Schäden am Nest auf. Hier müssen die Baumeister ran und die Hülle des Nestes wasserdicht machen. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Bruträume trocken und gut klimatisiert bleiben.

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Die „Beutezerlegerinnen“
Mit ihren starken Kauwerkzeugen fällt ihnen die Aufgabe zu, größere Beutetiere zu zerkleinern und in handlichen Päckchen platzsparend einzulagern.
Dann gibt es noch die „Wächterinnen“ im Innendienst. Sie kontrollieren anhand des Geruchs ob Freunde oder Feinde im Anmarsch sind. Feinde werden sofort angegriffen und meistens getötet.
Zum Feierabend verschließen sie mit kleinen Holzteilchen die Nesteingänge.

Die größte Truppe im Außendienst sind die „Jägerinnen“.  Entweder jagen sie alleine oder in Gruppen nach tierischer Nahrung. Regenwürmer, Raupen oder auch Aas schleppen sie  nach erfolgreicher Jagd über die Ameisenstrasse in ihren Bau. Spezielle Strassenbauerinnen gibt es nicht, aber jede Ameise markiert den Weg zu einer neuen Nahrungsquelle mit Pheromonen.
Die Duftspuren auf den Strassen der Ameisen sind sehr wirkungsvoll, so dass ein Milligramm reichen würde, um eine Duftspur zu legen, die dreimal um die Erde reicht.
Pflanzliche Nahrung wird von „Sammlerinnen“ herangeschafft. Sie sind spezialisiert auf  Nektar, Pollen, Pflanzenteilen und speziellen Samen, wie zB. Lerchensporn, Schneeglöckchen oder Waldveilchen.
Diese Pflanzen haben ein Protein und fettreiches Anhängsel an ihrem Samenkorn. Zusammen wird beides in den Bau geschleppt. Das Anhängsel wird aufgefressen und der eigentliche Samen wieder entsorgt.
Es gibt viele Pflanzen, die auf dieses Prinzip der Samenausbreitung durch die Ameisen vertrauen.

Melkerinnen“ sind dazu da Honigtau von Pflanzensaugenden Insekten zu melken. Deshalb leben diese Insekten von unterschiedlicher Art zum wechselseitigen Nutzen zusammen. Es geschieht hier eine Leistung und eine Gegenleistung. Die Melkerinnen beschützen die Pflanzensaugenden Insekten und diese geben Ihnen wichtige Kohlenhydrate in Form von Honigtau.

Die „Nestmaterialbeschafferinnen“ sind die Lastenträger unter den Ameisen. Sie tragen das sechs bis siebenfache ihres Körpergewichtes. Mit ihrer kräftigen Muskulatur tragen sie kleine Holzstückchen und übergeben sie an die Nestbauerinnen.

Aus den ersten Eiern, die die Altkönigin legt, schlüpfen Männchen und Jungköniginnen. Die Entwicklung der Eier dauert bei der roten Waldameise ca. zwei Wochen.
Larven aus denen Königinnen schlüpfen werden, bekommen von den Brutpflegerinnen eine besondere Nahrung, den so genannten Königinnen- Gelee. Bei falscher Fütterung schlüpfen aus Königinnenlarven normale Arbeiterinnen.

Im Mai begeben sich die Jungköniginnen auf den Hochzeitsflug.
Wie auf Kommando, sollte man meinen, strömen zu bestimmten Tagen alle Ameisenköniginnen an die Erdoberfläche. Dieses hängt vermutlich vom Klima, wie Temperatur, Feuchte, Wind und den Lichtverhältnissen ab. Der Hochzeitsflug der jetzt statt findet, kann einige Stunden dauern.
Nach dem Hochzeitsflug sterben die Männchen und werden von den Arbeiterinnen gefressen.
Ein trauriges Leben für die Männchen, aber sie haben ihre Aufgabe erfüllt und werden nicht mehr gebraucht um den Fortbestand des Volkes zu sichern.
Die Königinnen fallen auf die Erde, wobei die Flügel meist abbrechen, die ja ebenfalls nicht mehr benötigt werden.
Die Königinnen versuchen jetzt ein eigenes Volk zu gründen.
Hierbei gibt es zwei Arten der Nestgründung. Die Jungkönigin dringt in das Nest einer verwandten Art ein und bringt die Königin um, damit die eigene Brut aufgezogen werden kann. Dieses ist die monogyne Form.
Die zweite Form ist die Nestbildung mit vielen anderen Königinnen die durch polygyne Waldameisen vollzogen wird. Bei dieser Form wandert ein Teil der Nestbevölkerung aus und gründet in der Nähe ein neues Nest. Jungköniginnen die den Hochzeitsflug hinter sich haben, werden von diesen Völkern auch wieder in die Staatengemeinschaft aufgenommen.

Im Spätsommer bereiten sich die Ameisen auf den Winter vor. Die Arbeiterinnen fressen sich Fettreserven an und am Erdauswurf erkennt man die Bergbautätigkeit um tiefere Stollen zu graben. Ende Oktober wenn die kalten Tage sich mehren fällt das Ameisenvolk in die Winterstarre um im Frühling erneut ihren Lebenszyklus zu beginnen.

Der Ameisenheger

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Heinz van den Brock
ist Ameisenheger im Kreis Viersen. Er ist ein sehr aktives NABU-Mitglied in der Willicher Gruppe und ein weiteres Standbein in unserer Naturschutzarbeit. Sein Spezialgebiet ist der Ameisenschutz. Er setzt sich seit 1997 besonders für den Schutz der Hügelbauenden Waldameisen ein.

 

 

 

 

 

Häufig kommt es vor, dass Ameisen an ungünstigen Stellen zB. entlang von Straßen oder in Gärten ihre Ameisenhügel bauen, oder sie durch Hausbau, Waldarbeiten,  Umwandlung von Wald in Ackerflächen gefährdet werden. Hier ist das fachmännische Spezialwissen und auch die Tat eines Ameisenhegers gefragt.
"Wir bemühen uns, jedes noch so kleine Waldameisennest zu erhalten" sagt Heinz van den Brock.

Wo umgesiedelt werden muss, wird umgesiedelt, denn um ein gefahrloses Weiterleben der gefährdeten Ameisenbauten zu sichern, sind Rettungsumsiedelungen notwendig. Aber dieses geschieht nur mit der Genehmigung der zuständigen Landschaftsschutzbehörde.
Diese Tätigkeit darf nicht jeder vornehmen, dazu muss man eine Ausbildung zum Ameisenheger bei einem der Landesverbände der Deutschen Ameisenschutzwarte, DASW absolvieren und eine Abschlussprüfung ablegen.

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Alle hügelbauenden Waldameisen (Formica-Arten) zählen zu den bedrohten Tierarten und stehen unter Naturschutz. Sie dürfen als geschützte Tiere, inklusive Nest und Brut, weder mutwillig beunruhigt, gefangen, getötet, beschädigt, vernichtet oder ohne Genehmigung umgesiedelt werden.
In enger Zusammenarbeit mit der Ameisenschutzwarte NRW wird das nötige Material zu Notumsiedlungen von Ameisenvölkern aus gefährdeten Gebieten zur Verfügung gestellt.

 

 

Als Ameisenheger habe ich zum Ziel, den weiteren Rückgang der Waldameisenbestände und –arten aufzuhalten... sagt Heinz van den Brock, sie zu schützen, zu fördern und ihre natürliche Vermehrung zu unterstützen.
Wir tun dies durch Bestandskartierungen, Bestandsüberwachung, Information, direkte Schutz- und Hegemaßnahmen und durch Hinwirkung auf den Erhalt der Lebensräume der Waldameisen.

 

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Mit Ausstellungen und Exkursionen gehen wir auf die Menschen zu, um ihnen das Leben der hügelbauenden Waldameisen näher zu bringen. Gerade unseren Kindern und Jugendlichen bringen wir nahe, das kein Organismus völlig isoliert leben kann - jegliche Lebewesen stehen in einer vielfältigen Wechselwirkung mit ihrer Umwelt, bilden die Biozönose, also Wechselbeziehungen und sogenannte Symbiosen, das heißt sie leben nicht nur miteinander, sondern auch voneinander. Die Ameisen sind hierzu ein gutes Beispiel.

 

Harry Abraham

 

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