Mitmachaktion zum Erhalt geschützter Arten
An mehreren Stellen auf dem Krefelder Stadtgebiet hat sich geschützte und zum Teil in weitem Umkreis einzigartige Fauna und Flora angesiedelt. Dies ist vor allem dem Einsatz der Arbeitsgruppe „Praktischer Naturschutz“ zu verdanken, die sich seit vielen Jahren um den Erhalt verschiedener Biotope kümmert. Um den Lebensraum seltener und teilweise vom Aussterben bedrohter Pflanzen und Tiere zu erhalten, werden Helfer gesucht, die Spaß daran haben, in der Natur tätig zu werden.
Die schutzwürdigen Flächen auf Krefelder Stadtgebiet liegen vor allem im Hülser und im Latumer Bruch. Das Feuchtgebiet Niedermoor im Hülser Bruch, das auch unter dem Namen „Naturschutzgraben“ bekannt ist, beherbergt den in NRW fast ausgestorbenen Kiemenfußkrebs. Dieser kleine Urzeitkrebs schwimmt auf dem Rücken und kommt ausschließlich in kalten und feuchten Gebieten vor. Er lebt nur kurze Zeit im zeitigen Frühjahr bis zur Eiablage und stirbt, wenn die Temperaturen steigen. Seine Eier können im Boden bis zu 10 Jahre überdauern, bis sich wieder ideale Bedingungen einstellen und neue Kiemenfußkrebse schlüpfen. Um die Lebensbedingungen dieses außergewöhnlichen und selten gewordenen Urzeitkrebses zu erhalten, muss das Feuchtgebiet jährlich von wuchernden Pflanzen wie wilden Brombeeren und jungen Baumschößlingen befreit werden. So kann die Sonne im zeitigen Frühjahr, wenn der Boden noch kalt ist, das Feuchtgebiet gerade so weit erwärmen, dass die Kiemenfußkrebse schlüpfen können. Aber der Naturschutzgraben bietet nicht nur einzigartiger Fauna geeignete Lebensbedingungen, sondern hier haben sich auch seltene Pflanzen angesiedelt. Dazu zählen verschiedene Arten von Seggengräsern, der geschützte, immergrüne Rippenfarn, das auf der Roten Liste geführte Torfmoos und weitere seltene Pflanzenarten.
Ein anderes schützenswertes Feucht-Biotop ist der Teich am Sperberdyk mit seinen Fröschen und verschiedenen Rohrkolbenarten. Durch die umliegenden Bäume droht auch er zuzuwuchern, was ihm die lebensnotwendige Sonneneinstrahlung rauben würde. Daher müssen hier regelmäßig junge Baumschößlinge entfernt werden, die im Uferbereich Wurzeln schlagen und die ursprüngliche Vegetation zu verdrängen drohen.
In der Nähe des Teichs befindet sich ein Kräuterstreifen mit in unserer Gegend ursprünglicher Vegetation, die anderenorts durch intensiven Ackerbau mit Düngung und Schädlingsbekämpfung fast ausgerottet ist. Hier finden sich beispielsweise Ackerfrauenmantel, Kornrade, Kamille und wilde Wicken.
An der Buschwindröschenfläche am Rohrammerdyk/Ecke Hölschendyk verbindet sich Naturschutz mit Denkmalschutz. Hier wurden in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Trockenlegung und forstwirtschaftlichen Nutzung eines Feuchtgebiets erhöhte Wälle angelegt, auf denen Bäume zur Holzgewinnung angepflanzt wurden. Durch die regelmäßige Befreiung von wild wuchernden Brombeeren haben sich auf den Wällen Buschwindröschen angesiedelt, die das Areal Anfang April in ein leuchtend weißes Blütenmeer verwandeln.
Und so können Sie mitmachen:
Dies sind nur einige Beispiele verschiedener einzigartiger Biotope auf Krefelder Stadtgebiet, die der NABU seit Jahren hegt und davor schützt, von stark wuchernden Pflanzen zerstört zu werden. Jedes Jahr im Herbst beginnt die erhaltende Pflege. Der Arbeitskreis „Praktischer Naturschutz“ trifft sich von Anfang Oktober bis Ende Februar samstags zwischen 9:00 und 12:00 Uhr. Es werden nur Arbeiten erledigt, die ohne schweres Gerät auskommen, daher sind bei den samstäglichen Treffen Männer und Frauen jeden Alters und auch Kinder willkommen. Für Hobbygärtner bietet sich hier eine gute Gelegenheit auch im Winter, wenn im eigenen Garten kaum Arbeiten anfallen, in der freien Natur tätig zu werden. Mitzubringen sind lediglich der Witterung angemessene Kleidung – wobei die Aktion bei starkem Regen abgesagt wird – und Arbeitshandschuhe. Ansprechpartner ist Gerd Schmitz, Tel.: 02151 46909.
Dr. Sandra Joppen-Hellwig
E-Mail: sandra_joppenhellwig(at)yahoo.de
Handy: 0173 7471776