Seit vielen Jahren kümmert sich der NABU um die Flachsrösten, das Bodendenkmal in Dülken. Neu ist, dass der NABU den Wald und eine anliegende Wiese kaufen konnte. Das Gebiet bietet jetzt also nicht nur die Flachsgruben als Biotop, sondern auch Wald und die Wiese werden jetzt vom NABU betreut.
Bild 1: Wiese an den 14 Rueten
Im umliegenden Wald wachsen Eichen und Birken, Zitterpappeln und Bergahorne. Große Teile des Bergahornbestandes im Wald sind von der Rußrindenkrankheit befallen, die auch den Menschen gefährden kann. Befallene Bäume dürfen nicht verkauft oder verbrannt werden, da die Sporen des Pilzes lungenschädlich sein können. Das kranke Holz ist also nicht einfach verwertbar wie anderes Holz. Um das weitere Ausbreiten des Pilzes zu verhindern, soll der Bergahornbestand in diesem Wald reduziert werden. Das gesunde Holz kann auch unbedenklich noch verkauft werden, was dem NABU die Möglichkeit gibt, die Gesunderhaltung des Waldes weiter zu finanzieren. Das Profil des Waldes wird sich also verändern, aber im guten Sinne. Für die gefällten Bergahorne sollen demnächst neue (Rot-)Buchen gepflanzt werden.
Bild 2+3 Bergahorn mit Rußrindenkrankheit
Im Wald wird der Bergahornbestand reduziert, um Mensch und Natur vor der Rußrindenkrankheit zu schützen. Es gibt es auch einige Stämme, die tot stehen bleiben. Tote, noch stehende Birkenstämme bieten zum Beispiel dem Specht ein tolles Zuhause, außerdem gibt es jede Menge Insekten und Pilzen, die den toten Baum zu einem lebendigen Stück der Natur machen.
Bild 4: Stehendes Totholz ist gut für die Natur
In den letzten Jahren ist die Wiese, die ein vielfältiges Spektrum der Artenvielfalt bietet, durch den umliegenden Wald immer kleiner geworden. Auf Streifen von bis zu zehn Metern ist die Wiese von Bäumen eingenommen worden. Diese sollen jetzt gefällt werden, um die Wiese in ihrer wichtigen Naturschutzfunktion zu erhalten.
Der junge Streifen, der wieder zur Wiese gemacht werden soll, besteht bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich aus jungen Zitterpappeln. Diese sind nämlich Pionierbäume, das heißt, sie breiten sich schnell aus und wachsen mit großer Geschwindigkeit. Zitterpappeln sind kurzlebig und innerhalb weniger Jahre bei Stürmen umsturzgefährdet durch mangelnde Festigkeit, sie sind also klimatechnisch, im Vergleich zu anderen Bäumen, nicht sehr nachhaltig.
Bild 5+6: Die Zitterpappeln wachsen wie Unkraut an lichten Stellen
Bei der Sichtung des Geländes lässt sich klar erkennen, wo der alte Wald aufhört und der neue anfängt. Vor den jungen Zitterpappeln stehen auch direkt die nächsten Zitterpappelsprießlinge, bis zu drei Meter in die Wiese hinein. Um die Wiese zu erhalten, werden also die Zitterpappeln gefällt. Ließe man sie nämlich weiterwachsen, gäbe es in ca. zehn Jahren keine Wiese mehr, da unter den Bäumen der Boden verstraucht und so den Lebensraum von Tieren, Insekten und Pflanzen verändert. Die Wiese wird nicht erweitert, sondern nur wiederhergestellt, es geht also keine Waldfläche verloren. Der NABU erhält so die Vielfalt in einem Gebiet, dass viele unterschiedliche Lebensräume zu bieten hat.
Die Wiese wird ein- bis zweimal im Jahr gemäht, vor allem um Strauchbildung zu vermeiden. Durch den umliegenden Wald würden sich auf Dauer sonst die dominanten Brombeerpflanzen auf der Wiese breit machen. Bisher wurde der Grünschnitt auf der Wiese liegen gelassen, das hat aber zwei Nachteile, weswegen der NABU wahrscheinlich das Abgemähte demnächst nicht mehr auf der Wiese lassen wird.
Zum einen haben wir bei der Sichtung einige Jakobskreuzkrautpflanzen gefunden. Diese Pflanzen sind giftig. Das Wild frisst sie nicht, weil es unter Umständen tödlich ist. Wird die Wiese gemäht und der Grünschnitt bleibt liegen, sind auch diese Pflanzen darunter und können leicht mitgefressen werden. Vor allem im nächsten Jahr soll geschaut werden, dass das Jakobskreuzkraut sich nicht weiter ausbreitet.
Zum zweiten wird durch das Wegfahren des Gemähten der Boden ausgemagert. Das begünstigt das Wachstum von vor allem Wiesenkräutern, die natürlich auf einer Wiese wachsen und fördert die natürliche Anlage der feuchten Wiese.
In der Mitte der Wiese sind zwei Streifen aus dichtem Weide-Gestrüpp, die ursprünglich dafür gedacht waren, dass sich Wild dort einen Rückzugsort suchen kann, da die Wiese für Jäger sehr attraktiv ist. Die Streifen sind aber so eng gewachsen, dass sie ihrem Zweck nicht mehr dienen. Hier soll also mindestens einer der beiden Streifen weggemacht und so die Wiese mehr zu einer zusammenhängenden Fläche gemacht werden.
Eine schöne Gelegenheit ergab sich am Samstag, den 20.11.2021, da der NABU in seinen Plänen mit Wiese und Wald unterstützt werden konnte durch einen Motorensägenkursus. Die Bäume, die gefällt werden müssen, haben also Menschen, die ihr Zertifikat für die Motorsäge machen, auch noch geholfen und eine tolle Lernmöglichkeit geboten. Betreut wurde der Kurs von mehreren Ausbildern, unter der Organisation vom Experten Markus Rotzal.
Um 10 Uhr treffen sich der Kurs und Leute vom NABU auf dem Parkplatz am Ransberg. 15 Leute sind heute da, um die erlernte Theorie zur Motorsäge in die Praxis umzusetzen. Weil in der Nähe noch gejagt wird, nutzt der Kurs die Zeit, um einen Test über die Theorie zu schreiben und gemeinsam Sägen, Pflege, Wartung und Technik nochmal zu besprechen.
Gegen halb zwölf fahren wir zur Wiese, dort wird das Vorgehen besprochen und jeder Ausbilder betreut eine Gruppe von drei „Schülern“. In den ersten zwei Stunden wird an kleinen und dünnen Bäumchen geübt, die zu fällenden Zitterpappeln eignen sich dazu sehr gut. Im Wald selbst unterstützt jemand Erfahrenes den NABU, indem er erstens einen gefährlich über einen Weg hängenden Baum fällt und sich dann an die großen Bergahorne macht, die gefällt werden müssen.
Bild 10+11: Übungen & umsturzgefährdete Bäume
Bis vier Uhr sind alle geschäftig dabei und es gibt große Fortschritte. Eichen, Buchen und sogar einzelne Vogelkirschen, die sich zwischen die Zitterpappeln verirrt haben, werden nicht gefällt, da sie nachhaltig gut für das Klima und den Wald sind. Am Ende rekapitulieren alle zusammen: Für den NABU war der Kurs eine große Hilfe in ihrem Projekt und sowohl die Ausbilder als auch Teilnehmer des Motorsägenkursus sind zufrieden mit dem Ablauf und den Ergebnissen des Tages.
Bild 12+13: Vorher und nachher
Bild 14: Wiederhergestellter ursprünglicher Waldrand
Das Projekt war bis hierhin schon sehr erfolgreich. Die Wiese hat einen großen Schritt in Richtung Originalgröße gemacht und durch die gefällten Bergahorne im Wald haben die Flachsgruben nun auch mehr Licht, was auch als sehr positive Entwicklung zu vermerken ist.
Das Gebiet „14 Rueten“ bietet auch in Zukunft noch Potential für einige Verbesserungen im Sinne des Natur- und Umweltschutzes. Bestimmt werden noch Projekte rund um Flachsgruben, Wald und Wiese erfolgen.